»Flattern in Assoziationen« – Darmstädter Echo, 14.02.11

Darmstädter Echo, 14.02.2011
Flattern in AssoziationenImprovisationstheater: Szenen zu Bildern: „Subito“ zu Gast im Bürgerhaus Sankt StephanGRIESHEIM.„Subito“ heißt übersetzt „plötzlich“ oder „sofort“, und schnell wechseln auch die Szenen am Freitagabend im Griesheimer Bürgerhaus Sankt Stephan. Helga Liewald und Bernhard Mohr vom Wiesbadener Improvisationstheater „Subito“ gelingt es, ihre Bühnenkunst in einen erkennbaren Zusammenhang mit den Exponaten der Malerin Lena Westenberger zu bringen, die hier gerade eine Ausstellung zeigt. Ihre Präsentation heißt „Columbia di Livia“ – was an die Felsentaube, mit lateinischem Namen „Columba livia“, erinnert.Die Taube findet sich immer wieder in Westenbergers Bildern, und das Duo Liewald und Mohr nimmt diese Inspirationen auf, flattert in wildem Assoziationsreigen von Werk zu Werk, verdichtet spontane Einfälle zu Mini-Dramoletten oder kurzen Humoresken. So bemächtigt sich die grazile Helga Liewald eines imaginären Presslufthammers und jagt ihrem Partner Bernhard Mohr einen gehörigen Schrecken ein. Auch auf die Stegreifdichtung verstehen sich die beiden Künstler trefflich: Sie knitteln sich durch die Reimlandschaft, dass die Funken sprühen. Wenn Mohr in ergreifender Schlichtheit deklamiert „Helga, die Birne ist wohl kaputt, hier unten macht es put put“, kann das Publikum nicht mehr an sich halten. Auch die Gesangsbeiträge von Helga Liewald können sich hören lassen. Wenn sie mit halb geschlossenen Augenlidern bekennt „Once in a while I want to fly away“ bedient sie geradezu die von den vielen Vogeldarstellungen angeregten Gedankengänge der Zuschauer.
Zu elektronischer Pianobegleitung von Moritz Vondano wagen die beiden Protagonisten des Abends sogar einen kurzen, anschmiegsamen Ausflug in die Welt des Tango, halten dabei aber Abstand von der lasziven Seite des Tanzes und bleiben humoristisch-bodenständig. Eher besinnlich klingt das Programm nach mehr als einer Stunde schließlich mit einem von Fernweh getränkten kenianischen Lied aus. Dieses gipfelt in der gesungenen Sentenz „Jede Reise macht ein bisschen weise“. Der Ausflug in die Welt des Improvisationstheaters gewährt dabei sicher großen Erkenntnisgewinn: Die spritzige Aufführung erntet jedenfalls großen Applaus beim Publikum.

 

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