»Überraschendes Improtheater« – Allgemeine Zeitung, 27.08.13

Allgemeine Zeitung Mainz, 27.08.2013
Bermersheim v.d.H. Die Gruppe Subito bietet bei den Theatertagen Alzeyer Land in Bermersheim überraschendes Improtheater
27.08.2013 – BERMERSHEIM
Von Roswitha Wünsche-Heiden
Hätten Bernhard Mohr, Helga Liewald und Valérie Lecarte am Ende des Abends beim Publikum um Adjektive für den erlebten Abend gebeten, wären sicher „lustig“, „spannend“, „überraschend“ oder auch „super“ und „cool“ dabei gewesen. Für den zwölfjährigen Moritz, der ähnliches schon einmal in Stuttgart erlebt hat, war das in der ansprechend dekorierten Gemeindehalle von Bermersheim erlebte „Subito! Improvisationstheater“ jedenfalls besser.Kurzweiliges VergnügenFür den dritten Abend der „Theatertage Alzeyer Land“ hatten sich dessen Organisatoren für ein Genre entschieden, das allgemein weniger bekannt ist. Von daher war die Nachfrage nicht so groß wie bei anderen Veranstaltungen, für die Anwesenden jedoch ein kurzweiliges Vergnügen vom Feinsten. Wesentliches Merkmal ist, dass jeder Auftritt einzigartig ist, weil das Bühnengeschehen sich aus dem „Input“ des jeweiligen Publikums entwickelt.Frage der Spieler: „Woran haben sie heute Morgen beim Aufstehen als erstes gedacht?“ Aus verschiedenen Antworten entschieden sich die Wiesbadener Akteure für „Hoffentlich regnet es heute“ und ließen in wechselnden Rollen paarweise kleine Szenen entstehen.Aus den Reihen der Zuschauer kam der Wunsch, noch mehr über die 92-jährige Elfriede zu erfahren. Und schon wurde offenbar, dass deren Sohn wegen seiner ungewöhnlichen Neigung zu älteren Frauen, nein, eigentlich wegen seiner Neigung, älteren Frauen die Reifen ihrer Rollatoren zu wechseln, in therapeutischer Behandlung war. Für die „emotionale Achterbahn der großen Gefühle“ wählte sich Mohr zwei „Burgtheater-Regisseure“, die den Spielern zuriefen, in welcher Gemütslage die spontan gespielte Handlung weitergeführt werden sollte. Dann ließen sich die in der Regel in schwarzer Neutralkleidung agierenden Spieler die Jacken von Besuchern geben und wurden sofort als Vorwerk-Vertreter, Zeugin Jehovas und Pfadfinder erkannt. In diesen Rollen führten sie eine Podiumsdiskussion über Windräder.Was hier so leicht und ideenreich über die Rampe kam, ist, wie Mohr bekräftigt, das Ergebnis intensiven Trainings und jahrelanger Zusammenarbeit zwischen den Akteuren.Die Homepage des Theaters nennt über 1500 Auftritte seit dem Gründungsjahr 1996. Für diese Art von Theater, die von vielen Laien lustvoll als Hobby betrieben werde, seien auf Profiseite Erfahrungen in anderen Sparten hilfreich, etwa im historischen Stegreiftheater, den Figuren der Commedia dell’arte oder auch dem Gesang. Nur so war es möglich, dass mit Unterstützung des Gitarristen Marek Herz, der einfühlsam die Stimmung der Performance unterstützte, der Zuruf „Das klingt nach einem Lied“ solistisch oder als grandioses „Fußpilz“-Trio umgesetzt werden konnte.Ein RoadmovieUnbedingt erwähnt werden sollen noch weitere Höhepunkte rheinhessischen Lachvergnügens. Da wurden etwa von den Akteuren unbekannte Mundartbegriffe spielerisch umgesetzt, das „Latwersch-Laderche“ zur heimischen Spezialität „gratiert“, während der „Bothammel“ (Stechmücke) immer wieder nervig bellte.Der Film „Jenseits von Bermersheim“ entwickelte sich zum Roadmovie und der heimische Jagdverein als Ort blutigen Geschehens, in das die auf dem Bühnenboden verteilten Sätze des Publikums einbezogen wurden.

Klar, dass eine solche Kostprobe des eigenen Könnens die beste Empfehlung für den Krimi „Rot-Ecke“ ist, dessen Geschehen sich demnächst für alle Beteiligten überraschend auf der Bühne des „Wormser“ entwickeln wird..

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