„Subito! unterhält Gäste des Kulturgut…“ – Allgemeine Zeitung, 13.04.2015

„Subito! unterhält Gäste des Kulturgut schauspielernd und singend“

Von Ulla Grall

2015-04-13

BECHTOLSHEIM – „Dinge von unfassbarem Ausmaß“, kündigt Roland Kalus an. Und man hört es auch schon an der schrägen Fanfare: Die Gäste des Kulturguts erwartet ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Das Improvisationstheater Subito! (das schreibt man mit Ausrufezeichen, und wenn man die drei erlebt hat, weiß man auch warum), agiert in ständiger Kooperation mit seinem Publikum. Helga Liew ald ist Schauspielerin, Sängerin, Texterin, Komponistin. Valérie Lecarte, ebenfalls Schauspielerin, ist Mitglied der Wiesbadener Kammerspiele, Theaterworkshop-Leiterin und Moderatorin. Uwe Oberberg ist der Mann am E-Piano, dem auch immer mal die Rolle des Spontan-Regisseurs zufällt. Und gemeinsam sind sie unschlagbar.

„Wir haben natürlich – wie immer – gar nichts vorbereitet“, gesteht Lecarte, als das Trio auf der Bühne steht. Trotzdem hat sie für das Publikum einen „Aufwärmer“ parat. Die gegenseitige Schultermassage und das Vorstellen – „Die Vornamen, alle zugleich“ – lockern auf, was an Atmosphäre im Kulturgut noch zu lockern war, und dann starten die Drei auf „Fünf – vier – drei – zwei – eins – Los!“ eine aberwitzige Szene nach der anderen, immer durch die von den Zuschauern angeforderten Stichworte geleitet.

Ohne Requisiten

Dazu geben die beiden Damen Fragen vor: „Was haben Sie gestern Mittag gegessen?“, „Kohlrabi!“ Zur Zubereitungsart tönt es von hinten „Thermomix“. „Welchen Rat haben Sie zuletzt jemandem gegeben?“, „Mach’s mit Leidenschaft!“ Okay, dazu hätte man die beiden nicht auffordern müssen. Mit Kohlrabi, Thermomix und Leidenschaft bringen die Zwei Szene um Szene auf die Bühne, tauschen Rollen, wechseln Geschlecht und Alter, und das ohne eine einzige Requisite. Dazu findet Oberberg, ebenso improvisiert, stets den richtigen Ton. Vor Lachen japsend fragt man sich: „Wie machen die das?“

Bei der „Emotionalen Achterbahn“ sammeln die Schauspielerinnen zuerst mal „Emotionen“, dann „Erfindungen“. Die Zurufe aus dem Publikum, „Freude“, „Rage“, „Liebe“, „Zorn“ und „Eifersucht“ werden alle in Beziehung zum „Hörgerät“ umgesetzt. Im „Krankenhaus“ hat das Auditorium die Wahl zwischen „Burnout“ und „Tourette“, die Mikrofonständer werden zu Infusionsständern, auf Zuschauer-Zuruf wechselt das Spiel zum Gesang und wieder zurück.

Über ein neues Kommunikationstool haben die beiden angeblich in einer Illustrierten gelesen: „Jeder von uns hat ein inneres Wesen, das einem Tier entspricht.“ Nie zuvor hat man auf einer Theaterbühne einen überzeugenderen Regenwurm gesehen, als Liewald ihn darstellt. Dargestellt hat, muss man sagen, denn jede der dargestellten Szenen ist ein Unikat und wird niemals wiederholt werden können. „Es gibt nichts doppelt – wie im echten Leben“, sagt Liewald, und ergänzt: „Beim Improvisationstheater muss man sich auf die Kollegen verlassen können. Es ist wichtig, dass man ähnlich tickt.“

Ganz offenbar ticken die Drei sehr ähnlich. Wie sonst kämen sie auf die Idee, sich mit einem Sofakissen vorm Klimawandel zu schützen!? In der letzten Szene, Stichwort „Tot in Gau-Odernheim“, wird deutlich, dass sie nicht nur schauspielerisch, sondern sogar hitverdächtig singend – Pop, Punk, Volksmusik, Schlager – ihr Publikum mitreißen können. „Begeisterung“ – dieses Stichwortes hat es bei Subito! nicht bedurft.

 

 

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