»Geschichten für einzigen Abend« – 27. April 2005 / Allgemeine Zeitung Mainz

Allgemeine Zeitung Mainz, 27.04.2005
Geschichten für einzigen Abend:
„Subito!“-Theater auf „Völker´s“ Bühne
Vom 27.04.2005

OPPENHEIM Wenn die gefolterte Kreatur als strahlende Marquise aus der Zeitmaschine steigt, ihr Gespiele daraufhin an der Brotkrankheit laboriert, bevor der Pfarrer Tennis-Unterricht erteilt und ein Fuchs sein Gegenüber beim Garn-Aufwickeln stranguliert – dann ist „Subito!“-Zeit.

Von Beate Nietzel

In der Improvisstionskunst ist das „Subito!“-Theater ein wahrer Meister. Die temporeichen Kabinettstückchen kamen auf „Völker´s“ Bühne bestens an. Foto: hbz/Bernward Bertram
Das Publikum in „Völker´s“ Keller freute sich über Geschichten, die nur an diesem einen Abend erzählt wurden und gleich darauf wieder verschwanden – nicht aufgeschrieben, nur als Erinnerung mitgenommen, „garantiert ohne Konservierungsstoffe“. Stichworte aus dem Zuschauerraum, kurze Sätze, per Zettel auf die Bühne gereicht: Das genügt, damit das Improvisations-Theater „Subito!“ eine Abfolge irrwitziger Szenen auf die Bretter legt.

„Was sind typische Paarprobleme?“, fragt Peter Fischer. „Geld!“, tönt es inbrünstig aus dem Auditorium. Flugs entspinnt sich darum der gespielte Roman um die erschütternden Erlebnisse mit Sabine und Günter, um Pizzabäcker, Teppichmuster und ein Sparbuch.

Wenn dann auch noch eine weibliche Leiche, eigentlich – so wollten es die Zuschauer – „kalt wie Froschlaich“ höchst lebendig das eigentümliche Pathologen-Gespann in Schrecken versetzt, bevor „Maria Gonzales“ alias Helga Liewald mit ihrem nie gehörten, dafür aber simultan übersetzten Hit „Arabische Hengste“ für Furore sorgt, hat der Zuschauer einen höchst vergnüglichen Spontan-Theaterabend erlebt.

Seit fast zehn Jahren gibt es „Subito!“, und ihren Lebensmittelpunkt hat die sechsköpfige Truppe, die in unterschiedliche Stärke und Besetzung auftritt, in Wiesbaden. Gesang, Clownerie, Schauspiel, Profi-Musik: Aus unterschiedlichsten Richtungen lassen die Akteure, die der Spaß an der Improvisation zusammengeführt hat, ihre Fähigkeiten einfließen. „Es gibt unsichtbare Regeln der Improvisation“, erläutert Wolfgang Vielsack, auch als „Clown-Doktor“ kranke Kinder begeisternd. Nicht aus der Rolle fallen, zu allem ja sagen, aus Scheitern Neues erschaffen und die sich heraus schälende Hauptfigur agieren lassen. „Hast du dich heute schon zurückgehalten?“, laute eine Kernfrage ihrer Kunst. Und Musiker Michael Bibo ergänzt: Auch bei den spontan kreierten Liedern“ zusammen mit Helga Liewald, die ihre klassische Gesangsausbildung nutzt, sei man oft „aus dem Bauch heraus am Besten“.

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