»Lachen über rote und schwarze Polit-Akteure« – 30. Januar 2006 / Wiesbadener Kurier

Wiesbadener Kurier, 30.01.2006
Lachen über rote und schwarze Polit-Akteure
Frühschoppen der SPD mit dem Improvisationstheater Subito! im Ratskeller / Ersatz für Neujahrsempfang

WIESBADEN Zu einem politischen Frühschoppen hatte die SPD-Stadtverordnetenfraktion in den Andechser im Ratskeller geladen. Im gut gefüllten Saal „Artes Vinorum“ gab es einen politischen Rückblick, Schelte für den politischen Gegner und Improvisationstheater.

Von Martin Schirling

Vor dem Vergnügen kommt das Herunterzählen. Fünf, vier, drei, zwei, eins, los. „Das kann die CDU besser.“ Den politischen Gegner mit Sprachwitz aufs Korn nehmen, die kleinen Sticheleien gegen das eigene, das SPD-Lager, und dabei niemals platt oder verletzend zu sein, das beherrscht das Wiesbadener Improvisationstheater Subito! perfekt. Und so hatten die Akteure Christiane Krüger-Blum und Peter Fischer die Genossen und ihre Gäste im Nu in den Bann gezogen. Nach dem Hinweis auf die CDU-Fertigkeiten im Herunterzählen, dem traditionellen Einstieg ins Improvisationstheater, klappte es im zweiten Anlauf deutlich besser. „Fünf, vier, drei, zwei eins, los“, donnerte es aus vielen Kehlen durch den Ratskeller.
Was dann folgte, war ein mitreißender, auf Zuruf von Stichworten improvisierter Cocktail aus den unterschiedlichsten Szenen, die immer dann besonders beklatscht wurden, wenn es um die Fehler oder Eigenarten der Roten, der Schwarzen oder beider ging. Auch Stadtthemen, wie das in pseudo-chinesisch vorgetragene Gedicht über das Pflaster in der Fußgängerzone oder das Plakatieren entlang der Straßen der Landeshauptstadt, nahmen die zwei Akteure von Subito! zum großen Vergnügen der Gäste aufs Korn.

Seit vier Jahren veranstalten die Sozialdemokraten den politischen Frühschoppen im Ratskeller. Es soll ein gemütlicher Plausch über Wiesbaden, die Politik sowie Gott und die Welt sein, sagt SPD-Geschäftsführer Axel Imholz. Der Frühschoppen sei Ersatz für einen Neujahrsempfang. Eingeladen sind Vertreter der politischen Lager sowie gesellschaftliche Gruppen wie zum Beispiel die Kirchen, Gewerkschaften aber auch Sportvereine.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende, Elke Wansner, sagte in ihrer kurzen Ansprache, dass ein turbulentes Jahr vergangen sei. „Niemand hätte vor einem Jahr vermuten können, dass wir auf Bundesebene eine große Koalition haben werden.“ In Wiesbaden werde es, zumindest bis zur Kommunalwahl Ende März, turbulent und aufregend weiter gehen. „So ist es halt in Wahlkampfzeiten.“

Wansner baut im Wahlkampf auch auf das Gedächtnis der Wiesbadener. So kritisierte sie, dass sich die Erhaltung des Hallenbades an der Mainzer Straße auch der politische Gegner auf die Fahnen schreibe. „Wenn alle das Bad gerettet haben, dann war es wohl niemals gefährdet“, so Wansner mit einem Lächeln an die Adresse der CDU.

Wansner nutzte natürlich die gelöste Stimmung im Ratskeller, um Politik zu machen. Süffisant führte sie das Beispiel der Hilfspolizisten in Wiesbaden an. Ob man noch etwas zum Thema Sauberkeit in der Stadt höre, so ihre Frage in den Kreis der Zuhörer. Natürlich nicht, denn dieses Thema sei nicht populär, weil im Haushalt gerade 1,5 Millionen Euro für die Hilfspolizisten eingestellt werden mussten. „Dabei sollten sie sich doch eigentlich selbst finanzieren“, so Wansner. „Aber soviel kann auch in Wiesbaden gar nicht falsch geparkt werden.“

Richtig ärgerlich zeigte sich Wansner über den nach ihrer Ansicht „Ideenklau in Wahlkampfzeiten“ in Bezug auf die Kita-Gebühren. „Seit Jahren wird man verhöhnt und beschimpft für diese `Utopie` der beitragsfreien vorschulischen Kinderbetreuung, und dann springt die CDU auf den fahrenden Zug auf.“ Kaum habe sie dies geschafft, spiele sich die CDU auch noch als Zugführer auf, so die SPD-Politikerin.

Sie hoffe, so Wansner, dass es auch im Zuge der Haushaltsberatung und der Kommunalwahl dabei bleibe, dass die Elternbeiträge im Kita-Bereich abgeschafft würden. „Sie sehen, Wahlkampf ist auch immer ein bisschen Realsatire, und wie das Wort auch sagt, `Kampf`. Gut zu wissen, dass der überwiegende Teil nach dem Wahlsonntag Ende März Schnee von gestern sein wird.“ Sie freue sich auf die Zeit nach der Kommunalwahl, wenn wieder Politik für die Menschen in unserer Stadt gemacht werde. .

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