„Subito-Theater gastiert mit unterhaltsamem Idstein-Krimi im Gerberhaus“, Wiesbadener Tagblatt, 14.09.2015

Auch das Publikum wird beim Improtheater mit einbezogen. Foto: Stefan Gärth

Auch das Publikum wird beim Improtheater mit einbezogen.
Foto: Stefan Gärth

Von Beke Heeren-Pradt

IDSTEIN – „Kakao oder Bouillon?“ – Der imaginäre Heißgetränke-Automat im ebenso imaginären Kommissariat der Idsteiner Polizei spuckt immer wieder nur das aus, was er will. Da kommt es dann auch schon mal zu einer Mischung aus Brühe und Kakao. Aber auch andere Handlungsbestandteile des ebenso spannenden wie komischen Idsteiner Krimi-Abends im Gerberhaus kommen einigermaßen schrill daher.
„Rotecke“ – so heißt das Krimi-Format des Impro-Theaters „Subito“, das sein zu einem höchst unterhaltsamen Abend im Gerberhaus eingeladen hatte.

Die Hauptfrage

Wer hat Horst Griesuh senior umgebracht? – die Hauptfrage des Abends. War es sein gleichnamiger, ungeliebter Sohn? War es die kratzbürstige Physiotherapeutin, die mit dem 93-jährigen Horst senior ein Verhältnis hatte? Oder war es vielmehr die Goldschmiedin Karin Oisée, gebürtige Französin, mit einem Laden in einem der Höfe von Idsteins Altstadt, die Schmuck und Akku-betriebene verkauft?

„Wir spielen hier heute Abend einen Krimi“, hatte Theaterleiter Bernhard Mohr eingangs erläutert, jedoch wisse noch niemand, wer der Mörder sei und es sei auch weder klar, wer das Opfer und wie es zu Tode gekommen sei. Das Publikum zeigt sich von Beginn an erfahren im Genre des Impro-Kriminaltheaters und „spielt“ mit Begeisterung mit, indem es Vorschläge für die Persönlichkeiten der handelnden Personen macht, aus denen die Schauspieler sich ihre Figuren zusammenstellen. Auf vorbereiteten Zetteln werden darüber hinaus Gegenstände als „Indizien“ vorgeschlagen, die die Bühnenakteure im Laufe des Spiels einbauen in das Geschehen. Fantasie, Schlagfertigkeit und Wandlungsfähigkeit – darauf kommt es an für die Schauspieler, die in Sekundenschnelle Charaktere entwerfen und assoziativ eine Handlung vorantreiben, die erst im Spiel zu einer solchen wird.

„Tap-out-Prinzip“ heißt die Art des Spiels, in dem derjenige der Schauspieler, der eine Idee hat, den gerade agierenden auf die Schulter tippt, und den Fortgang der Handlung weiterführt. Schnitte ergeben sich dabei wie im Film. Manchmal leicht chaotisch, immer irgendwie skurril ist das Geschehen, das dank fabelhafter Gedächtnisleistung der Spieler andauernd Pointen bereithält, indem Elemente der schon vergangenen Szenen leitmotivisch aufgenommen werden.

Die einzige Figur, die von vornherein feststeht, ist die Kommissarin. Christiane Krüger-Blum spielt die frustrierte und durch Geldnot in die Korruption getriebene Polizistin, die so schnell wie möglich den Fall lösen will, um nicht nur ihren Urlaub antreten zu können, sondern auch endlich mit Erfolg einen Versetzungsantrag zu stellen. .

Und wer war‘s? Das Publikum liegt in seiner in der Pause ermittelten Einschätzung richtig: Karin Oisée, die zwielichtige Goldschmiedin, gesteht die Tat in einer atemberaubenden Schlussszene.

 

DIE DARSTELLER

Polizei-Praktikant Dietmar wird von Valérie Lecarte dargestellt, die außerdem die tatverdächtige Physiotherapeutin und die alte Witwe des Opfers gibt. Helga Liewald spielt die französische Goldschmiedin und Ingrid Müller, Pommes-Buden-Besitzerin am sagenumwobenen Stollen im Feldberg, wo ein Goldschatz von Herrn Römer bewacht wird, der von Bernhard Mohr gespielt wird. Mohr ist auch Horst Griesuh junior und ein Professor, in dessen Labor die Spuren des Tatortes untersucht werden. Die Bühnenhandlung wird in jeder Szene passend von Pianist Michael Bibo am Keyboard untermalt

Quelle: http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/untertaunus/idstein/subito-theater-gastiert-mit-unterhaltsamem-idstein-krimi-im-gerberhaus_16137060.htm

 

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