»Innereien des Sachbearbeiters im Staubsauger.« – 04. November 2008 / Wormser Zeitung

Wormser Zeitung, 04.11.2008

„Innereien des Sachbearbeiters im Staubsauger“
Improvisationstheater „Subito!“ mit Bühnen-Krimi im „Lincoln“ / Publikum darf an Spurensuche mitwirken

Von Uwe Baatsch-Glaser

Mord und Totschlag im „Lincoln-Theater“. In einem interaktiven Bühnenkrimi hatte das „Subito! Improvisationstheater“ einen fiesen Mord aufzuklären. Übrigens mit tatkräftiger Hilfe des Wormser Publikums. Da lag er nun. Stefan Oswalt, 37 Jahre, Sachbearbeiter des städtischen Ordnungsamtes, Bereich Ruhender Verkehr. Nicht nur, dass der Unglückliche einer Überdosis Psychopharmaka zum Opfer gefallen war – auch die Eingeweide waren dem imaginären Leichnam post mortem aus dem Leib gesaugt geworden.

Beim „Tatort – der Krimi“ des Improvisations-Theaters „Subito!“ ist das Publikum aufgefordert, mitzuraten, wer der Mörder ist.
Drei Personen kommen in Frage, zwei Kommissare ermitteln (Spielszene mit Verhör). Foto: Christine Dirigo / masterpress
Zur Aufklärung des schwierigen Falles schickte das Improvisationstheater „Subito!“ seine besten Ermittler ins Feld: Die Kommissare Schlosser und Madressa sollten mit Hilfe des Publikums den vertrackten Fall lösen.„Rotecke“ nennen die Akteure des Wiesbadener Theater-Ensembles ihren Mix aus Krimi, Schauspiel und Interaktion. Das Besondere: Nichts in dem abendfüllenden Bühnenstück wurde vorher niedergeschrieben. Dialoge und Handlungen entstehen live und spontan auf der Bühne, lassen also viel Raum für die kreativen Einfälle der Akteure. So auch im „Lincoln-Theater“. Doch zuvor hatte das Publikum noch über die Rollen der Schauspieler und das Los über die Identität des kaltblütigen Mörders zu entscheiden – und der blieb freilich bis zum Finale geheim. So hangelten sich Kommissarin Ulrike Schlosser (Christiane Krüger-Blum) sowie Kollege Guido Madressa (Peter Fischer) von Verhör zu Verhör und hatten es im Laufe des Abends mit vielen merkwürdigen Gestalten zu tun, die sich allesamt zum engeren Kreis der Verdächtigen zählen durften. Ein großes mimisches „Brainstorming“ sozusagen, in dem sich alles nur um eine Frage drehte: Wer ermordete Stefan Oswalt? Die redselige Staubsaugervertreterin Mathilde Deubel (Valerie Lecarte) etwa, die schon von Berufs wegen ein Problem mit der Wahrheit hat. Oder Oswalts Vorgesetzter Hagen Berliner (Bernhard Mohr), der als Ordnungshüter alter Schule „gerne mal einen auf Hauptstadt“ macht? Ebenso verdächtig: die „überlastete“ Physiotherapeutin Julia Penning (Helga Liewald), die die Farbe des neuen Staubsaugers stilsicher auf ihren grünen Gymnastikball abstimmt.Erstaunlich viel Witziges förderte die Truppe da im spontanen Spiel zu Tage und ließ das Publikum ebenso spontan auflachen. Krude Charaktere, prickelnde Dialoge sowie trockene Kommentare sorgten für einen kurzweiligen Theaterabend. Und wie sollte es in einem durch und durch zufällig entstandenen Drehbuch auch anders sein – am Ende führte wieder einmal Kommissar Zufall zur Aufklärung des Verbrechens.Das „Subito! Improvisationstheater“ hatte ganze Arbeit geleistet und erntete viel Beifall für sein raffiniertes Spontan-Theater.
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