»Wie kommt die Leiche in die Pferdebox?« – Wormser Zeitung, 24. März 2009

Wormser Zeitung, 24.03.2009
„Wie kommt die Leiche in die Pferdebox?“ Improvisationstheater „Subito!“ führt unter Mithilfe des Publikums Krimi-Posse auf

Von Yasmin Hameed

Letztes Jahr im Herbst erst waren sie für einen Auftritt zu Gast in Worms, nun stand die fünfköpfige Theatergruppe „Subito!“ am Samstagabend erneut im Lincoln auf der Bühne. Zufall ist das natürlich nicht, denn es zeigte, dass Improvisationstheater derzeit auch hier hoch im Kurs steht.

Szene aus der „Rotecke“-Aufführung des Improvisationstheater „Subito!“ auf der Lincoln-Bühne.Foto: Matthias Hahn / masterpress
Zudem ließ sich aus der schlichten Tatsache, dass die Theatergruppe innerhalb kurzer Zeit ein zweites Mal mit einem ihrer so genannten „Rotecke-Krimis“ nach Worms gekommen ist, zweierlei folgern. Erstens: Den Wormsern gefiel die reichlich skurrile Darbietung sowie die schauspielerische Leistung und sie wünschten sich daher eine Wiederholung. Zweitens: Auch das Schauspiel-Ensemble war seinerzeit mit der Leistung des Wormser Publikums wohl zufrieden und beschloss daher, wieder zu kommen.Denn dieses bestimmt aktiv das Geschehen rund um die Bühne. Was das „Subito“-Improvisationstheater nämlich von seiner traditionellen Variante unterscheidet, ist das interaktive Moment.Entscheidend für das Gelingen des Abends ist also das Engagement der Zuschauer, die zunächst auf Zuruf die Tatverdächtigen für den folgenden Mord entwerfen, die Indizien zur Klärung des Falls liefern und nebenbei auch noch einen eigenen Tipp zum wahren Mörder abliefern können. Äußerst unterhaltsam gestalteten sich dabei auch diesmal wieder die Charakterstudien, wie sie mit der Festlegung der Figuren erfolgten: Die Rolle der epileptischen Gertrude Hühn aus dem Hausfrauenverein, die zickige Reitlehrerin Veronica Hengst und der pferdescheue Gigolo Günther hatte das Publikum drei der Schauspieler auf den Leib geschrieben. Bis jedoch der Staatsanwalt und der ermittelnde Polizeibeamte Guido etwas zu tun bekamen, verging noch einige Zeit. Auch das gehört zu den improvisierten Krimis dazu: Neben wahrlich abstrusen Dialogen über Wollmäuse oder das Reiten auf einem Stuhl lässt die Leiche auf sich warten. In diesem Fall fand sie sich nach geraumer Zeit in einer Pferdebox, allerdings ohne einen Hinweis auf einen Täter.Die Suche und das gleichzeitige spielerische Entwickeln von Motiven und Alibis zeigten sich zwar hinsichtlich eines kontinuierlichen Handlungsstranges als fast nicht zu bewältigen, doch war der Mord ohnehin nur Nebensache.Wer nun Heinz Hühn und weshalb umgebracht hat, interessierte unter den Zuschauern kaum jemanden wirklich. Viel amüsanter war es doch, die Ermittler eine Brille im Magen des Toten erklären zu lassen, oder zu beobachten, wie die Schauspieler selbst teilweise lachend ob der bizarren Geschichte aus der Rolle fielen. Dafür und für zwei insgesamt ungemein unterhaltsame Stunden hatte die „Subito!“-Theatergruppe schließlich den Beifall am Ende redlich verdient.
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