»Krimi um das Rennschneckengeschäft« – Wiesbadener Tagblatt, 28. Juli 2008

Wiesbadener tagblattt, 28.07.2008
„Krimi um das Rennschneckengeschäft“ Sommertheater-Start im Städtischen Weingut mit Galli-Theater und der Improgruppe „Subito!“

Von Marianne Kreikenbom

 

Dem kulturellen Sommerloch bietet das Kulturamt in diesem Jahr erstmals mit einem zweiwöchigen Sommertheater die Stirn. Ort der Open-Air-Veranstaltung ist das ehemals vom städtischen Weingut genutzte Gelände an der Kapellenstraße. Die Akteure sind Künstler der freien Theaterszene. Das Angebot reicht von Puppen- und Märchenspielen für Kinder bis zu klassischen Stücken, szenischen Lesungen und Improvisationstheater für Erwachsene.  

Hände hoch oder es schneckt: Szene aus dem Improvisations-Krimi von „Subito!“ beim Sommertheater im ehemaligen Städtischen Weingut in der Kapellenstraße.
Foto: RMB/Heiko Kubenka
Zur Eröffnung zeigte das Galli-Theater am Freitagabend aus seinem Programm die Zwei-Personen-Komödie „Männerschlussverkauf“. Bei leicht abgekühlten Temperaturen und teilweise stürmischem Wind in den Baumwipfeln über der Bühne, erfand am Samstag das Improvisationstheater „Subito!“ unter Mitwirkung eines gut gelaunten Publikums ein neunzigminütiges Kriminalstück.Heißer Tipp: Wer eine Karte für die Abendvorstellung kauft, der sollte nicht erst zum Vorstellungsbeginn um 20.30 Uhr erscheinen, sondern sich die jeweils um 19 Uhr beginnende Live-Musik und den Wein von Wiesbadener Winzern zur Einstimmung nicht entgehen lassen. Es lohnt sich beides. So lieferten Helga Liewald (Gesang) und Michael Bibo (Tasten) passend zur Samstagsvorstellung, in der sie später selbst auf der Bühne agierten, improvisierte Songs vom Feinsten. Souverän und musikalisch einfühlsam begleitete Bibo sowohl seine Duo-Partnerin Helga Liewald als auch das Spiel von „Subito“ perfekt.

Zwei Kriminalkommissare (Jürgen List und Peter Fischer) haben einen Mord aufzuklären. Wer das Opfer ist oder wann, wo und wie der Mord geschah, wissen anfangs nicht einmal die Schauspieler. Erst nachdem ein verdecktes Los mit einem „M“ wie Mörder gezogen ist, kennt er (oder sie) seine Rolle. Das Publikum gibt den drei Mitwirkenden und Tatverdächtigen zunächst Namen, Berufe und Eigenschaften.

Mit von der Partie sind der Plakatierer Jakob Regenmacher (Bernhard Mohr), die Bademeisterin Pebles Carlo (Valerie Lecarte) und die Krankenschwester Gisela Meier (Helga Liewald), deren Hobby das Züchten von Rennschnecken ist. Nun kann das Spiel beginnen und die Leiche von Zivi Benni Mühlheim im OP von Dr. Regenmacher, dem Bruder von Jakob Regenmacher, gefunden werden.

Jemand hat Benni einen Eiszapfen ins Auge gerammt, igitt. Pebles Carlos ist von Benni schwanger. In ihrer Badeanstalt gibt es eine Eisverkäuferin. Hat sie Pebles den tödlichen Zapfen geliefert? Eine Tierschützerin beschlagnahmt Gisela Meiers Schnecken wegen nichtartgerechter Haltung und stellt bei einer Untersuchung fest: die Tiere sind mit Heroin gedopt. Benni war im Drogenhandel aktiv und wollte ins Rennschneckengeschäft einsteigen. Gibt es eine Verbindung zwischen Meier und Benni? War Benni ein gefährlicher Konkurrent, und musste er deshalb sterben? Kurz vor der Pause dürfen die Zuschauer raten, wer der Mörder ist. Die Mehrheit entscheidet sich für Schneckenzüchterin Gisela Meier – und hat Recht.

Subito ist ein Wort aus dem Italienischen und bedeutet „sofort“. Nicht immer fanden die Schauspieler sofort eine passende Antwort auf ein Stichwort oder spannen den Faden bruchlos weiter. Dem allgemeinen Vergnügen an witzigen Wortwechseln tat das an diesem Abend allerdings keinen Abbruch.

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