Sauerland Kurier, 16.10.2009 |
„Tatort: Attendorn“Einen einzigartigen Krimi-Abend bescherte die Improvisationsgruppe „Subito!“ den Besuchern am vergangenen Donnerstag in der Attendorner ü.NN_hall.Attendorn, 16.10.2009 12:00 Uhr (Lars Lenneper) |
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sehen sich Sonntags abends im gemütlichen Familienkreis den „Tatort“ an. Allerdings haben die Schauspieler weder Drehbuch noch Skript, so dass die gesamte zu erzählende Geschichte ausschließlich auf den Ideen und Handlungen der Akteure beruht. Nichts ist im Vorhinein abgesprochen. Geht nicht, meinen Sie?Geht doch, beweist das Improvisationstheater „Subito!“ mit seinem Kriminalstück „Rotecke“. Der interaktive Mitmachkrimi basiert auf der Involvierung des Publikums und vor allem auf der Kreativität und Spontanität der Schauspieler.Die Rahmenbedingungen werden vor Beginn zwischen Theaterensemble und Zuschauern abgestimmt. Genauer gesagt, legen die Besucher die Rollen für die Schauspieler fest. Dies geschieht durch ein gezieltes Frage-Antwort-Spiel. Auf diese Weise entstehen die kuriosesten Situationen und skurrilsten Rollen.So ergab sich die männliche Hauptperson gestern beispielsweise aus folgender Kombination: ein zufällig ausgesuchter Zuschauer wurde nach einem gängigen Lastwagen auf der Autobahn ebenso befragt wie nach dem Namen des Haustiers und dem Nachnamen des Hausarztes. Aus diesen Angaben setzte sich schließlich der Viehtransporteur Ellie Viegener (Lastwagen/Haustier/Hausarzt) als Tatverdächtiger zusammen. Auf ähnliche Weise entstanden auch die erfolglose Schlagersängerin Maria Rosenberg (nicht zu verwechseln mit ihrer Schwester Marianne!) und die osteuropäische Pornodarstellerin Isabell Koslowski.
Intrigen, Gewalt und Schlagermusik Die einzig festgelegte Hauptdarstellerin ist jedes Mal Kriminalkommissarin Ulrike Schlosser, deren Aufgabe darin besteht, in einem Mordfall zu ermitteln und dadurch so etwas wie den roten Faden der Handlung zusammenzuhalten. Das besondere an dieser Konstellation: die Polizistin weiß nicht, wer der Mörder ist, da die drei anderen Schauspieler die Rolle des Täters erst kurz vor Beginn des Stückes untereinander auslosen. So entsteht mit jeder Aufführung ein Unikat. Die Zuschauer werden Augenzeugen der Weltpremiere eines Bühnenspiels, das es in der Form kein weiteres Mal geben wird. Die Leistung der Schauspieler in dieser Art des Improvisationstheaters kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit nur wenigen Requisiten und Kostümen gelingt es ihnen auf beeindruckende Weise, den Figuren ein Eigenleben zu verleihen und dieHandlung nach und nach voranzutreiben. Dabei lassen sich die Darsteller vor allem auch gegenseitig von den Ideen des Anderen inspirieren. Besondere Stärke entwickelte das Schauspielerteam in Situationen, in denen es spontan auf Geschehnisse im Publikum reagierte. So kann eine umgefallene Flasche unter Umständen durchaus in die Ermittlungen im Mordfall miteinbezogen werden. Im großen Finale konnte schließlich der Mörder, Viehtransporteur Ellie Viegener, auf frischer Tat ertappt werden, ehe er bei einem „Schusswechsel“ ums Leben kam. Insgesamt bot sich den Besuchern in Attendorn am Ende eine teils abstruse teils verworrene Kriminalgeschichte über Intrigen, Gewalt und Schlagermusik, die aber jederzeit bestens zu unterhalten und zu amüsieren wusste. Quelle: http://www.sauerlandkurier.de/tatort-attendorn-sauerlandkurier_kat112_id98663.html |